SNOW JAZZ GASTEIN .....goesEAST

NENAD VASILIC Quartet

"Seven"
Mi, 19. März 2014 - 20:30
Hotel Europäischer Hof - Bad Gastein
Nenad Vasilic
bass
Marko Zivadinović
accordeon
Mario Vavti
trombone
Vladimir Karparov
saxophones

Event Report

Ein langsam vorbeiziehender Fluss
Der Bassist Nenad Vasilic im Bad Gasteiner Europäischen Hof

Von Thomas Hein

So wie der am Sonntag zu hörende Pole Leszek Zadlo zu den Fixpunkten der deutschen Szene gezählt wird, kann auch der aus dem südserbischen Nis stammende Komponist und Kontrabassist Nenad Vasilic der österreichischen zugerechnet werden, über Graz kam er vor einigen Jahren nach Wien, in Bad Gastein präsentierte er im Rahmen des Snow Jazz Musik, die größtenteils aus seiner aktuellen Einspielung „Seven“ stammte. In seinem Quartett finden sich Langzeitpartner wie der Saxophonist Vladimir Karparov (am Sopran und Alt), Posaunist Mario Vavti und Akkordeonist Marko Zivodinovic. Wenn man an das diesjährige Thema des Festivals „Goes East“ denkt, dann konnte man in diesem Konzert bis jetzt am stärksten jene dunkel-warme „mollige“ Stimmung der Töne spüren, die mit dem optischen Klischee des herben Ostens oft verbunden wird.


Harmonische Welt mit herben Düften

Das „Fehlen“ des sonst meist obligaten Schlagwerks ließ das melodische und klangliche Potential des Quartetts diesem Abend besonders erblühen. Der dunklen rechten Hälfte (aus Bühnensicht) der Band mit Posaune und Bass stand die helle von Saxophon und Akkordeon ausgleichend zur Seite. Das fein gestaffelte und klug austarierte Gleichgewicht in den Harmonien, in denen sich die Solis frei bewegen konnten, bestimmte den einnehmenden Charakter der Stücke des Bandleaders, der sich als „Primus inter pares“ äußerst wohltuend, zumeist ordnend und lenkend im Hintergrund des Geschehens aufhielt, ein Beweis mehr für die wichtige  „mütterliche“ Rolle des Kontrabasses im Jazz. Vertrautheit im spielerischen Umgang und die spürbare Ausgewogenheit zwischen den vier Künstlerpersönlichkeiten lässt die als World-Jazz definierbare Musik des Quartetts als lange Reise durch unterschiedliche Landschaften des Ostens erleben, die von Düften und Geschmacksnuancen, von Aromen jeglicher Art geprägt werden.

Der im Titel erwähnte Fluss fällt als Vergleich ein, ruhig strömend und doch immer bewegt, trägt er die Geschichten vorbei, die er auf seinem Weg gehört, gesehen und erlebt hat. Blech und Holz gleiten manchmal unisono ineinander, aus denen dann mäandernd jeder in diesem großen Strom seine Linien zieht, Akkordeon und Bass bilden zumeist das melodische Bett, in dem die einzelnen Stimmen zueinander finden. Der Ost-Touch verbindet die Stücke zu einer großen, abwechslungsreichen Erzählung, die eher stille Beobachtungen statt der sonst oft hörbaren, wilden und expressiven Ausbrüchen zum Inhalt hat. Ob es sich um einen „Balkan Blues“ oder das erwähnte „Seven“, eine bopendes Duo zwischen Bass und Saxophon oder eine „Lament“ bzw. „Lullaby“-artige Draufgabe handelt, sie alle fügen sich in den weiten Bogen der Weltenmusik von Nenad Valic, die man zyklisch – oder als Suite - auch Drawa, Donau oder Moldau nennen könnte. Dem Leader bleibt es vorbehalten, mit einem zurückgelehnten Solo den Schlusspunkt zu setzen, ein dunkel gefärbtes Goodbye zu sagen.