Snow Jazz Gastein "Bella Italia"

ACUSTIKÈ “SPECIAL EDITION”

Eröffnung SNOW JAZZ GASTEIN 2013
Fr, 15. März 2013 - 20:30
Autohaus Schober - Weitmoserstraße 1 - 5630 Bad Hofgastein
Lorena Favot
vocals & loops
Gaetano Valli
guitars
Alessandro Turchet
bass
Luca Colussi
drums & percussion
Gianpaolo Rinaldi
piano & keyboards
& Ensemble vocale dell'Accademia Vocem
choir

Event Report

Flair a la Italia

Snowjazz Gastein 2013 eröffnet im rotweißgrünen Look mit friulanischem Gruß -„Acustiké“

Von Thomas Hein

Hat das Casino Bad Gastein – im doppelten Sinn der Worte – am Snowjazz-Tisch „ausgespielt“ ?  Mit der bisher gewohnten Kulisse der Eröffnung des Festivals wurde in diesem Jahr auch der Ort gewechselt, der sprichwörtliche von Akustikern oft beschworene Charme eines Autohauses wurde vom Veranstalterteam italienisch verzaubert. Mit vielen Lichteffekten und einigen Metern an Stoffbahnen wurde eine italienisch leichte und transparenteKonzert-Atmosphäre in der von einer ebenso bekannten Automarke des Landes unterstützen Veranstaltung in dieser neuen Bad Hofgasteiner Location gestaltet, die durch die im nahen Friaul beheimateten Band „Acustiké“ ihre erste Konzertweihe erlebte.

Der aus Sizilien stammende und in der „Nachbarschaft“ wohnende agile Gitarrist, Komponist und Co-Bandleader Gaetano Valli hatte schon im Vorfeld das Programm von „Bella Italia“ durch zahlreiche Tipps (vor allem auf den Schihütten) mitgeprägt. Mit der Sängerin Lorena Favot stand eine Künstlerin auf der Bühne, die mit ihrer Persönlichkeit und vielseitigen Stimme den Abend prägte. Der bei freiem Eintritt als Geschenk des Veranstalters, der Gasteinertal Tourismus Gesellschaft an die Gäste und das einheimische Publikum gerichtete Eröffnungsabend, ist zumeist als groovige Einstimmung auf das folgende Programm ausgerichtet, was oft schon zu unerwarteten frühen Highlights wie bei „America Latina“ oder „I love Paris“ führte.

Strandflair und die Welt der Songs

Mit den ersten Klängen begab sich das erweiterte Quartett, neben Valli und Favot waren das Alessandro Turchet am „Kontrabasso“ und Luca Colussi an der „Batteria“, in die swingende und von luftigem Schlagerflair der 1960er Jahre durchzogene Strandpromenaden mediterranerAdria-Badeorte wie Grado, Jesolo, Bibione, Caorle bis hinunter ins Fellineske Rimini, wo die surrenden und hupenden Vespas den schweren Nachkriegsduft durch einen erst zu erobernden Aufbruch und mit ihm jenen amerikanischen Lebensstil zu vertreiben versuchten.


Exkurs – Paris, Belmondo und Caterina

Ähnlich der Nouvelle Vague, um die sich „Außer Atem“ befindenden Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg, stand die Musik des entsprechenden Paris auch Pate für eine in Deutschland erfolgreiche Caterina Valente, die auch in Jazzkreisen über ihren Schlagererfolg hinaus hoch gehandelte wurde. Was Lorena Favot hier als Hörfilm produzierte, waren mehr als nur akustische Klischeebilder jener Zeit, sondern frühe und prägende Zeitbilder des Neubeginns und keimenden Lebensgefühls der nahen Moderne und ihrer populären Pilzköpfe und revoltierenden Rollsteine.

Musice 

Der italienische Geist der Cantautori führte an diesem Abend bis zum abschließenden Lucio Dalla, dazwischen standen großteils Stücke aus der aktuellen „Acustiké“-Aufnahme, darunter Standards wie Cole Porters „My Heart Belongs to Daddy“ oder Kurt Weills „Speak Low“ oder der Lennon/McCartney-Song „And I love her“, das vielschichtige „Cinema“ und ein ausgedehntes „La Mia Danza“.
Dass Lorena Favot auch im Scat, Bebop-Vocalisen und in der Welt der Loops zu Hause ist, wurde in ihrem Programm nur allzu selten angedeutet, Brazil- und Latin-Klänge waren wieder allzu häufig in diesem „Showprogramm“ vertreten. Die um Keyboard und Gitarre/Stimme und die beiden Sängerinnen „de’ll Accademia Vocem“ Erweiterungen der Band  brachten keinen merkbaren künstlerischen Zugewinn, das zentrale Quartett verspricht mit mehr Profil in der Stückwahl zu interessanten MusikbotschafterInnen ihres Landes zu werden, „was zu beweisen ist“. Der Anfang der „Bella Italia“- Begeisterung im Gasteinertal ist gemacht und damit werden die südlichen Hoffnungsstrahlen stärker und stärker - Fortsetzungen folgen in noch weiteren neun Tagen.